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Freunde des dummen, aber unterhaltsamen „Einzelgänger tötet alle“-Films brauchen oft stärkere Nerven, um die Ungereimtheiten des Drehbuchs zu ertragen als die Bilder der Gemeuchelten. Eine erfreuliche Ausnahme ist die „Equalizer“-Serie mit Denzel Washington. Insbesondere der dritte Teil kontrastiert die unbedingten Metzeleien mit einem gemächlichen Erzähltempo; der Billardqueue im Adamsapfel des Camorrakilllers, von hinten durchs Halsgrat getrieben, zelebriert die Achtsamkeit beim Morden.

Es wäre also ein schöner Film, gäbe es nicht eine Szene, in der die selbst für eine Sizilianerin sehr dunkelhäutige Figur „Aminah“ den ausgesprochen dunkelhäutigen Hauptdarsteller unzufälligerweise in die süditalienische Kulinarik einweihen möchte und ihn zu diesem Zweck – an einen Kebap-Stand führt (!), während gleich nebenan die frisch totgeprügelten Oktopusse in der Abendsonne abhängen.

Has Sicily fallen? Und wir haben’s gar nicht gemerkt?

Gerard Butler, übernehmen Sie!

 

„The sexiest woman alive“ meiner Welt, die ehemalige ungarische Justizministerin Judit Varga, hat Amt und Lebensgefährten aufgegeben, um bei der Europawahl 2024 zu kandidieren. Wie, um Himmels Willen, werde ich jetzt ganz schnell Politiker in Brüssel? Bitte nur ernstgemeinte Hilfsangebote per Email an info@theilbereich.de – Vielen Dank!

Laut Neuer Zürcher Zeitung steht es bei „Israel gegen Palästina“ derzeit etwa 18.500 : 76.

Die Rede ist von toten Gegnern, der Guthabenseite also. Israel hat bisher ungefähr einen Reisebus verloren, die Anderen ein kleines Fußballstadion.

Im Moment sterben für einen Israeli 215 Palästinenser.

Wagen wir einen globalen Blick. Hier stehen 9,4 Millionen in Israel ansässige Juden sagenhaften 2 Milliarden Muslimen gegenüber. Das ergibt trotzdem nur ein Verhältnis von 1: 243, ist also nicht sehr weit weg vom Gegenwärtigen.

Aber wird es reichen?

Und wofür?

Am 2.12.2023 fuhren in München keine Busse, keine Trambahnen und die Veloziplage war kaum wahrnehmbar.

Nur der Schnee hat ein wenig gestört.

Die Leberstärkungskapseln nahm er am liebsten mit einem Trebbiano di Toscana ein.

Oberhalb von Patras, mit Blick aufs griechische Festland jenseits des Golfs von Korinth und nicht leicht zu finden, liegt bei Voudeni ein über dreitausend Jahre alter Friedhof. Mehr als 80 Gräber befinden sich hier, und wer für wenig Geld eine Eintrittskarte erwirbt, erfährt vom geradezu bizarr lebendigen, braungebrannten Kassierer, dass der Rundgang hinter der Schautafel bei den Toiletten beginnt, entgegen dem Uhrzeigersinn zu erfolgen hat und dass Grab Nummer 5 mit einer Tür verschlossen ist, um Kinder daran zu hindern, beim kindskopfmäßigen Toben auf der Totenstätte zufällig in diesen Tholos zu geraten, was ihre Gemüter beeinträchtigen könnte, denn die Skelette, die dort liegen, seien echt.

Tatsächlich ist die Tür mit einem Stein, den ein erwachsener Fuß leicht verschieben kann, dagegen gesichert, von Wind oder Kind geöffnet zu werden und ebenso tatsächlich liegen hinter dieser Tür sechs keineswegs vollständige, jedoch eindeutig menschliche Skelette halbkreisförmig mit grinsenden Schädeln nebeneinander.

Schön hatten sie’s ja, denkt es in mir unwillkürlich, ehe ein anderer Hirntheil flüstert, dass auch auf der Peloppones niemand gern stirbt.

Warum, fragt das Gehirn als nächstes, liegen die da? Gab’s nur für die keinen Sarg oder war das so üblich? Ist’s von den Ausgräbern so gewollt, um Authentizität zu vermitteln, soll’s gar ein Memento Mori der Bronzezeit sein? Oder war bloß das Museum schon voll?

Da ich keine Antworten fand, blieben die Sechs fortan bei mir.

Nicht als Spuk oder Alptraum; sie begleiten mich freundlich-gelegentlich, wenn ich wach träume und drängen mich zu Gedanken über die Frage, wer sie waren und was sie sagen würden, wenn sie wüssten, dass ich sie tot gesehen habe? Denn als sie lebten, dachten sie zweifellos daran, was sein würde, wenn sie gestorben sein werden.

Ein Gedankenfaden, der dazu führt, wenn wir ihn fortspinnen wollen, dass wir uns auf eine Seite schlagen müssen. Die der Toten oder unsere, und bitte: Kommen Sie mir nicht mit dem Totschlagargument! Natürlich sind die sechs Skelette tot und pfeifen drauf.

Aber können Tote pfeifen? Hätten sie als noch Lebende gewusst, dass ihre letzte Ruhestätte einst ausgegraben und ihre knöchernen Reste damit zur Schau gestellt würden (wenngleich mit Warnhinweis), wären Sie nicht pikiert oder gar erbost gewesen? Schließlich liegen sie dort nicht zum Spaß!

Man könnte strafmildernd zu unseren Gunsten einwenden, dass die sechs Toten weder an eine Auferstehung noch eine Wiedergeburt glaubten, sondern überzeugt waren, dass ihre Seelen in ein Schattenreich gelangen und für immer dort verbleiben würden – egal, was mit ihren Körpern geschieht.

Dennoch ist es unsere – der Lebenden – Sicht und Auslegung, das Einverständnis der Toten zu ihrer Zurschaustellung mangels Verweigerungsmöglichkeit vorauszusetzen.

In vielleicht gar nicht so ferner Zukunft sollte und wird es möglich sein, unsere eigenen toten Körper in der Umgebung, in der wir lebten, künftigen Generationen vorzuführen, um damit aus deren Sicht die Absurdität unserer Leben recht lebensnah zu demonstrieren. Und wir werden uns schwerlich dagegen wehren können. Wir werden den sechs Skeletten in Voudeni näher sein als unseren eigenen Nachkommen. Gut, dass wir das nie erfahren werden.

Wenn man sich die Mühe macht, Rezensionen auf Google sehr genau zu lesen, wird man feststellen, dass dem Kritisierten zumeist das Krankheitsbild des Rezensenten vorgehalten wird.

Nach einer Woche auf einer griechischen Insel weiß ich wieder, was ich dort so schön finde.

Die Arschlöcher fahren nicht mit dem Rad.

Die nächtlichen Polizeihelikopterrundflüge über der Stadt könnten drastisch reduziert werden, wenn geschossen werden dürfte. Egal, in welche Richtung.

Aus dem Tagebuch eines Laborkuriers:

Heute war ich mit zwei Lebern unterwegs.